Newsletter vom 17.06.2018: „Zweimal ist mehr als einmal“

Am vergangenen Dienstag wurde im Schulzentrum Wolbeck über die WLE-Reaktivierung diskutiert; Dr. Michael Jung (SPD-Ratsfraktions-Vorsitzender) und ich stellten uns den Fragen der ca. 80 Bürgerinnen und Bürger. Die Reaktivierungsgegner waren deutlich in der Überzahl, aber es waren auch genügend Befürworter anwesend, sodass der Abend recht abwechslungsreich war.

In WN und MZ erschienen (identische) Artikel. Bemerkenswert finde ich die Formulierung „Mehr als einmal musste Ostermeyer außerdem eingestehen, mit Behauptungen falsch gelegen zu haben.“ – wenn ich richtig gezählt habe, waren es zwei Wissenslücken, die ich eingestehen musste, aber „zweimal“ ist freilich „mehr als einmal“.
Dass man uns vorwarf, keine Alternativen zu haben, mag zwar stimmen – dass wir keine haben, ist aber vollkommen falsch.

Alles in allem zeigte der Abend einmal mehr, dass wir in der Lokalpolitik auf Granit beißen – selbst die offensichtlichen Ungereimtheiten im Zahlenwerk der Planer wurden mit einem Schulterzucken hingenommen. Vielleicht waren wir aber auch einfach nur zu nett – vor allem im Vergleich mit den Bürgern, mit denen die SPD einen Tag später über die Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) sprach.

Aktuell hat die Stadt Münster sich einen Bus mit Brennstoffzellen-Antrieb aus den Niederlanden ausgeliehen. Hier zeigt man begrüßenswerter Weise Interesse an der Technologie der Zukunft.
Betankt wird der Bus übrigens an der Wasserstoff-Tankstelle in Amelsbüren. Dort kann er ja problemlos hinfahren. Wie eine Brennstoffzellen-Lok auf der WLE-Strecke jedoch betankt werden könnte, ist völlig offen, denn an der Strecke gibt es keinerlei Wasserstoff-Infrastruktur. Von daher bleibt die auch am Dienstag wiederholte Ankündigung, auf der WLE-Trasse könnten alsbald Wasserstoff-Züge fahren, nicht mehr als ein Lippenbekenntnis.

Haben Sie nicht Lust, als Lokführer/in zu arbeiten? Die Eurobahn sucht dringend Personal:
http://www.wn.de/Muenster/3330827-Traumberuf-Lokfuehrer-Eurobahn-umwirbt-in-Muenster-potenzielle-Mitarbeiter
Moment – gab’s da nicht mal einen Oberbürgermeister, der den Beruf gern ergriffen hätte? Vielleicht geht das ja auch in Teilzeit…
(Interview auf Seite 17 – den Beitrag haben wir Ende März schon mal verlinkt)

Falls Sie noch unterhaltsamen Lesestoff für die lauen Abende auf der Terrasse suchen – hier ist unser Lesetipp: Der Jahresbericht 2018 des Rheinland-Pfälzischen Landesrechnungshofs!
Ab Seite 121 wird es spannend – dort hat man die geplante Reaktivierung der Aartalbahn zwischen Hahnstätten und Diez unter die Lupe genommen und unter anderem festgestellt:
„Gegenüber dem Reaktivierungsprojekt können durch ein Nahverkehrskonzept mit einem Express-Bus-system z.B. in Verbindung mit Anruflinientaxis zahlreiche Vorteile erreicht werden. Investitionskosten von mindestens 16 Mio. € können vermieden und für andere Maßnahmen des öffentlichen Personennahverkehrs eingesetzt werden. Außerdem lassen sich damit Qualitätsverbesserungen erzielen und Schadstoffemissionen gegenüber den im Fall einer Reaktivierung vorgesehenen Dieseltriebwagen verringern.“
Haben Sie auch gerade dieses Déjà Vu-Gefühl?
Der Landesrechnungshof hat obendrein nachgerechnet und den optimistischen Nutzen-Kosten-Indikator der Planer überprüft. Statt auf 1,7 kam man auf nur 0,36!

Ob es auch dort Zweifler gab, die auf Ungereimtheiten im Zahlenwerk hinwiesen und nur Schulterzucken ernteten?