Bahn mit Batterieantrieb

Nachdem man sich erst vom Dieselantrieb distanziert hat, will man nun auch von der Brennstoffzelle wegen der Mehrkosten nichts mehr wissen und bringt Batteriezüge ins Spiel. Ist der Diesel damit wirklich vom Tisch?

Bahn mit Batterieantrieb
BEMU Fahrzeuge (BEMU= „Battery Electric Multiple Unit“) sind im Grunde Elektrotriebwagen mit zusätzlicher Batterie und werden von vielen Herstellern angeboten. Die Traktionsbatterien ermöglichen es, Oberleitungslücken von 80 bis 120 Kilometern Länge zu überbrücken. Mit dem Stromabnehmer wird ein BEMU auf elektrifizierten Abschnitten zu einem normalen Elektrotriebwagen und kann seine Batterie zügig nachladen. Die tatsächliche Reichweite eines BEMU auf oberleitungsfreien Strecken hängt maßgeblich von der installierten Kapazität und dem Grad der Ladungsnutzung ab. Verschärfte Fahranforderungen, topographische oder klimatische Besonderheiten erhöhen den Energiebedarf und schränken die für den Fahrbetrieb nutzbare Batteriekapazität und somit die Reichweite ein. Durch die Rekuperation (Rückgewinnung) der Bremsenergie kann die Batterie nachgeladen werden, was die Energieeffizienz erhöht.

Passt Batterieantrieb überhaupt zur WLE-Trasse?
BEMU-Fahrzeuge wurden als Brückentechnologie entwickelt, um bei teilelektrifizierten Strecken elektrisch fahren zu können. Durch das Nachladen auf Streckenabschnitten unter Fahrdraht entstehen keine zusätzlichen Investitionen in die Strecke oder in zusätzliche Fahrzeuge. So sind alle Strecken im Niederrhein-Münsterland-Netz, für die der VRR aktuell eine Ausschreibung für die Inbetriebnahme zwischen Ende 2025 bis 2028 durchführt, teilelektrifiziert, oder es werden weitere Nachlademöglichkeiten notwendig (z.B. zusätzliche Elektrifizierung zwischen Coesfeld und Dülmen oder teure Nachladeinseln). Die WLE-Trasse ist jedoch gar nicht elektrifiziert. Der NWL hat in einer Pressemeldung angedeutet, dass die BEMU-Fahrzeuge künftig im Münsteraner Hauptbahnhof aufgeladen werden könnten, da hier die Infrastruktur in Form von Hochspannungsleitungen vorhanden sei.

Fazit
Eine ausschließliche Lademöglichkeit im Münsteraner Hauptbahnhof würde aufgrund der Standzeiten zum Nachladen den Bedarf an Fahrzeugen deutlich erhöhen. Ob dies von den Umläufen als auch kostentechnisch überhaupt darstellbar ist, sollte unserer Meinung nach erst in einer Machbarkeitsstudie belegt werden – insbesondere vor dem Hintergrund, dass die WLE-Strecke nach den Wünschen der Politik perspektivisch bis nach Lippstadt verlängert werden soll. Von daher ist der Dieselantrieb wohl vorerst leider noch nicht vom Tisch.