Newsletter vom 11.02.2018: Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten

Am Freitag ist ein neues Schallschutzgutachten zur WLE-Reaktivierung vorgestellt worden:
http://www.wn.de/Muenster/3173233-Neues-Gutachten-vorgelegt-Keine-Schallschutzwaende-fuer-die-WLE-Strecke
Resultat: Es wird keine Lärmschutzwände geben sondern lediglich Schienenstegdämpfer – kleine Metallplatten, die an die Schienen geschraubt werden. So wird der Schall angeblich „direkt am Gleis abgefangen“. Ich vermute, dass es für diese Technologie einen Zuschuss aus dem Zaubereiministerium gibt.

Extra für die Berichterstattung wurden vor meinem Haus 15 derartige Metallplatten an den Schienen angebracht:

Seitdem höre ich gar nichts mehr! 😉

Selbstverständlich wurde das Gutachten nicht der Öffentlichkeit vorgestellt sondern lediglich der Presse. Die Öffentlichkeit soll erst im Sommer informiert werden – wir überlassen es Ihnen, über die Gründe für diese Verzögerung zu spekulieren! Wir werden jedenfalls versuchen, das Gutachten so schnell wie möglich einzusehen, da es nicht sein kann, dass wir erst Einblick erhalten, wenn das Planfeststellungsverfahren ansteht und wir keine Zeit mehr haben, uns vorzubereiten!

Auch in der WDR Lokalzeit am Freitag wurde das Gutachten thematisiert:
https://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/lokalzeit-muensterland/video-laermschutz-fuer-reaktivierte-bahnstrecke-100.html
Am Freitagvormittag wurden wir vom WDR angerufen und um ein (sehr!) kurzfristiges Interview gebeten – trotz der enorm kurzen Vorbereitungszeit von nicht mal zwei Stunden hat es geklappt, und so hat auch Michael Eßer im Beitrag das Wort.

Begründet wird der Wegfall des Lärmschutzes damit, dass kein Güterverkehr mehr stattfindet und dass kürzere Züge fahren. Interessant ist aber auch eine Information, die im Artikel und im WDR-Beitrag nicht genannt wird: Die Schienenstegdämpfung kostet im Vergleich zu Lärmschutzwänden offenbar nur ein Zwanzigstel – ca. 60 statt 1300 Euro pro laufendem Meter. Offensichtlich wird also versucht, mit allen Mitteln die Kosten zu drücken, um die Reaktivierung vom Land finanziert zu bekommen. Mit anderen Worten: Die berechtigten Interessen der Anwohner sind den Planern vollkommen schnuppe – die Reaktivierung wird um jeden Preis durchgepeitscht, selbst wenn das für viele Menschen erhebliche gesundheitliche Beeinträchtigungen nach sich zieht.

Dass diese Technologie geeignet ist, Bahnlärm einzudämmen, wird von den Journalisten nicht im Geringsten in Frage gestellt. Auch der Vertreter der Stadt glaubt, „der Effekt ist der gleiche wie bei Schallschutzwänden“. Unsere Recherchen ergaben jedoch, dass mit Schienenstegdämpfern eine Schalleindämmung von maximal 3 Dezibel erreicht werden kann – eine drei Meter hohe Lärmschutzwand reduziert den Schall um rund 15 Dezibel! Wir fragen uns, wieso solche Angaben nicht kritisch geprüft werden, bevor sie publiziert werden – nicht anders war es vor zwei Wochen mit der Aussage, auf der WLE-Strecke würden Akku- oder Brennstoffzellenzüge verkehren. Unser Leserbrief dazu ist inzwischen abgedruckt worden:

Zum Schallschutz-Thema haben wir bereits eine Pressemitteilung verfasst, aber das allein genügt nicht – angesichts dieser Dreistigkeit muss es jetzt Proteste hageln! Wenn auch Sie der Meinung sind, dass diese Planungen unsere Interessen mit Füßen treten, drücken Sie Ihren Protest in einem Leserbrief oder in einem Schreiben an die Lokalpolitik aus! Wenn wir jetzt nicht dagegenhalten, wird man ungerührt weitermachen, und wir haben das Nachsehen und müssen im Ernstfall einzeln vor Gericht ziehen, um unsere Rechte einzuklagen.

Lassen Sie es nicht dazu kommen! Werden Sie aktiv und verschaffen Sie sich Gehör – solange Sie noch nicht vom Bahnlärm übertönt werden…