Newsletter vom 29.09.2018: „Muss man mit Diesel rechnen?“

In der Planungsausschuss-Sitzung vom 13. September wurde der SPD-Antrag zur WLE-Reaktivierung noch nicht behandelt. (Da bin ich extra hingeradelt, habe mir das alles angehört, habe nichts Neues erfahren und nicht mal einen Kaffee bekommen! 😉
Nach Aussage der SPD wird der Antrag derzeit noch in der Verwaltung bearbeitet und dann als Vorlage in den Ausschuss eingebracht. Man hat uns zugesagt, dass wir informiert werden, sobald das passiert.

Unterdessen haben die Grünen einen Ratsantrag für eine „Münsterland-S-Bahn“ initiiert. Dort ist die Rede von „täglich über 175000 Pendlern, die überwiegend mit dem privaten PKW nach Münster kommen“. Die Zahl passt nicht so recht zu den 75000 Pendlern, die laut IHK pro Tag nach Münster kommen – ob die IHK die übrigen hunderttausend einfach übersehen hat?

Am 4. Oktober findet um 12 Uhr in Unna die 51. Verbandsversammlung des Zweckverbands Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) statt. Tagesordnungspunkt 10: „Sachstand Standardisierte Bewertungen Münster-Sendenhorst und Harsewinkel-Gütersloh-Verl“.
(Die Berichtsvorlagen findet man hier.)

In der Berichtsvorlage findet sich folgender Absatz:
„Eine begleitende Arbeitsgruppe – bestehend aus Vertretern des NWL, der Infrastrukturbetreiber WLE und TWE, des Verkehrsministeriums NRW und dem Gutachter – tagte bislang insgesamt vier Mal, um eng angelehnt an der Verfahrensanleitung zur Erstellung der Standardisierten Bewertung die vorzunehmenden Schritte abzustimmen. Dabei zeigt sich die konstante inhaltliche Einbindung des NRW-Verkehrsministeriums als sehr zielführend an, um Einflussgrößen, Abgrenzungen und Dateneingänge unmittelbar und im Einklang klären zu können.“

Offenbar wird also das Verkehrsministerium schon in dieser Phase intensiv in die Arbeiten zur Bewertung eingebunden – da kann dann fast nichts mehr schiefgehen…

Auch das Thema Diesel wird aufgegriffen: Man spricht sich zwar deutlich für alternative Antriebe aus, allerdings wird die Wirtschaftlichkeitsberechnung trotzdem mit Dieselfahrzeugen durchgeführt, weil man für alternative Antriebe keine Zahlen hat:
„Der NWL hat sich zum Ziel gesetzt, anstelle von Diesel mittelfristig grundsätzlich alternative Antriebstechnologien einzusetzen. […] Daher wird auch bei den beiden Reaktivierungsstrecken dieses Ziel verfolgt.
Gleichwohl kann im Rahmen der aktuellen Standardisierten Bewertung kein alternativer Antrieb/keine Elektrifizierung hinterlegt werden. Dies hat folgenden Hintergrund: Zu alternativen Antriebstechnologien (z.B. Akku- oder Wasserstoffbetrieb) liegen bislang bundesweit nur Daten aus ersten Prototypen vor, so dass notwendige betriebliche und wirtschaftliche Daten nur unzureichend einfließen könnten.“

Es liegen also keine belastbaren Daten vor. Aha. Aber die 8000 prognostizierten Fahrgäste sind dagegen so sicher, dass man die ganze Berechnung darauf aufbaut? Erstaunlich!

Dabei ist in Niedersachsen inzwischen der erste Brennstoffzellenzug im Regelbetrieb unterwegs. Und wo kommt der Treibstoff her? „Nach NDR Informationen wird der Wasserstoff zunächst mit Tankwagen aus den Niederlanden angeliefert. Künftig soll der benötigte Wasserstoff aber direkt in Bremervörde erzeugt werden. Eine entsprechende Anlage mit der Wasserstoff-Tankstelle für den Zug soll demnächst gebaut werden.“
Die bisher vorhandenen Wasserstoff-Tankstellen kann man übrigens unter https://h2.live/ einsehen. In Münster gibt es eine solche in Amelsbüren, sieben Kilometer Luftlinie von der WLE-Strecke entfernt. Falls auf der WLE-Trasse also tatsächlich eines Tages Wasserstoffzüge fahren – wo wird dann eigentlich eine Wasserstoff-Tankstelle gebaut? Oder fahren dann die Tankwagen durch den Südosten?

Ach ja – noch mal zur Planungsausschuss-Sitzung, die ich vor zwei Wochen mit leerem Magen durchlitten habe: Der Tagesordnungspunkt, mit dem u.a. die Gelder für die Infoveranstaltung im Mai bewilligt wurden, wurde ohne Debatte durchgewunken. Sieht so aus, als bekäme der Moderator sein Geld, auch ohne die versprochene Dokumentation.

An jenem Abend im Mai wurde Stadtwerke-Chef Müller-Tengelmann gefragt, ob er als oberster Herr der Busflotte nicht eigentlich gegen die Reaktivierung sein müsste, was er verneinte. Ein Blick auf diese Internetseite erklärt jedoch sein Wohlwollen gegenüber dem Projekt – er ist nämlich auch Mitglied der Gesellschafterversammlung der WLE. Und Stadtbaurat Robin Denstorff, der uns am selben Abend das Projekt mit blumigen Worten schmackhaft machen wollte, sitzt unter anderem auch im WLE-Aufsichtsrat sowie in der ZVM-Verbandsversammlung.
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt…